Gemeinschaft
Holdenweid
Aktuell leben in der Holdenweid neun Personen

Gemeinschaft Holdenweid
In der Villa und im Bauernhaus leben die fünf Mitwirkenden des Kernteams der Holdenweid:
Cornelia Huber, Markus Merz, Ursula Dreier, Nadine Weber und Sandra Schöll.
Sozialtherapeutische Wohnung
In der Dreizimmerwohnung im Stöckli wurde eine sozialtherapeutische Wohnung eingerichtet. Die aktuelle Bewohnerin lebt dort aufgrund ihrer Bedürfnisse alleine und ist eingebunden in eine individuell abgestimmte Struktur. Sie ist Teil der Gemeinschaft.
Gemeinsame Mitte
Das Kernteam lebt und arbeitet gemeinsam. Der spezifischen Auseinandersetzung mit der Vision, mit dem persönlichen Wachstum und den Gesetzmässigkeiten des Lebendigen ist jeweils ein Abend in der Woche gewidmet: der Mittwochabend von 18 bis 21 Uhr. Alternierend wird an diesen Abenden je einmal intuitiv mit Körper und Stimme und einmal kognitiv mit den Prinzipien der erweiterten Physik gearbeitet. Die Gefässe werden gemäss den aktuellen Bedürfnissen und Themen immer neu gestaltet.
Folgende Aspekte sind Grundlagen unseres gemeinschaftlichen Prozesses
Zusammenklang
Ein Zusammen-Klang entsteht nur dann, wenn man sich in einer Tonart findet.
Damit etwas zusammenklingen kann, braucht es etwas Gemeinsames, eine gemeinsame Ausrichtung. Ein Orchester kann nicht zusammenspielen, wenn alle in einer anderen Tonart spielen. Es würde eine unerträgliche Kakofonie entstehen.
Um seine Stimme zu finden braucht, es den Mut, sich einzubringen und auszuprobieren. Wenn man bei den Gewohnheiten verbleibt, die man sich angeeignet hat, kann man nie wissen, welchen Klang man auch noch einnehmen könnte. Dann verbleibt man bei der Idee von Harmonie, die man sich angeeignet hat, ohne zu erleben, welche Kraft in einer Harmonie steckt, die aus dem Leben, aus dem gemeinsamen Ringen, durch die Konfrontation und durch die Auseinandersetzung entsteht.

Massstab Wirklichkeit
Die Wirklichkeit vom Zusammenklang kann von allen erlebt, erfahren und wahrgenommen werden, wenn sich eine Gruppe immer wieder darum bemüht. Denn es gibt einen grundlegenden Unterschied, ob eine Gruppe sich mit einem Nebeneinander zufriedengibt, in dem alle so bleiben können, wie sie sind. Oder ob eine Gruppe wirklich echte Gemeinschaft anstrebt. Gemeinschaft ist ohne gemeinsame Mitte unmöglich, während ein Nebeneinander das nicht erfordert.
Diese für alle erlebbare Wirklichkeit muss also auch der Massstab sein, an dem wir uns messen. Ohne einen gemeinsamen Massstab ist es nicht möglich, Selbstbilder und Vorstellungen so zu klären, dass sie nicht nur das abbilden, was man gerne hätte, sondern das, was tatsächlich ist. Diese Klärung ist das A und O einer lebendigen, gesunden Gemeinschaft und ist weit schwieriger, als man vielleicht denken mag. Denn es impliziert immer Grenzüberschreitungen. Die Überschreitung von selbst gesetzten Grenzen, in die man sich eingenistet hat und die einen auf der einen Seite schützen, aber die auf der anderen Seite verhindern, dass wir uns wirklich entfalten können.
Ohne Heraus-Forderung kein inneres Wachstum
Die Wirklichkeit einer kurzen, selbst bestimmten Frei-Zeit, die man teilt, ist nicht dieselbe, wie wenn man sich im Alltag, im täglichen Leben mit all seinen Herausforderungen erlebt. Dauerhaft kann man sich nicht mehr verbergen, da erlebt man sich in allen Höhen und Tiefen, mit allen wunderbaren und weniger schönen Seiten. Erst dieser Alltag umfasst die volle Wirklichkeit. Erst aus einem solchem Zusammenleben zeigt sich die Auswirkung dessen, was wir sind und was wir nicht sind. Diese radikale Ehrlichkeit ist der grösste Respekt, den wir einander entgegenbringen können. Denn – unsere tieferes Selbst WILL sich ja entfalten, und will sich nicht verstecken hinter Bequemlichkeit und Angst.
Diese Wirklichkeit kann nun durchaus temporär als schwierig oder mühsam erlebt werden. Das bedeutet aber nicht, dass das schlecht ist. Wir müssen viel eher neue Zielsetzungen bilden als jene, ein möglichst bequemes, reibungsloses Leben führen zu wollen. Nicht das vordergründig «Safe», Harmonische ist erstrebenswert für wirkliches Wachstum, sondern die echte, tiefe und ehrliche Auseinandersetzung, die symmetrisch zu echter, tiefer Lust, Trauer, Freude und Erfüllung führt.
Folgende Eigenschaften sind Bedingung für eine gelingende Gemeinschaft
Ehrlichkeit
Konfliktbereitschaft
Die Fähigkeit des Aus-Haltens und Drin-Bleibens in Konfliktsituationen
Innere Unabhängigkeit
Gemeinsames Verständnis von Pluralismus
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Ehrlichkeit
Wir können nicht nach einer Welt verlangen, die ehrlich mit uns ist, in der wir nicht betrogen werden, in der die Ehre von uns und allen Lebewesen respektiert wird, wenn wir dies nicht selbst vollumfänglich zu leisten bereit sind.
Nur wenn wir mit uns selbst ganz und gar ehrlich werden, uns nicht betrügen mit Ausreden und Gründen, warum dies oder das nicht anders möglich sei, warum wir dies nicht ändern können, tragen wir zu einer solchen Welt bei. Nur wenn wir unserem „wahren“ Ich Ehre erweisen und nicht unseren vordergründigen Trieben, können wir beitragen zu einer solchen Welt.
Eine solche bedingungslose Ehrlichkeit mit sich selbst, jenseits von allen beschönigenden Vorstellungen, Einbildungen und Selbstbildern ist die wichtigste Voraussetzung, damit persönliches Wachstum und echte Gemeinschaft möglich wird.
Aber eine solche aufrichtige, ehrliche Sicht seiner selbst bildet sich nicht einfach von selbst aus. Diesem Trugschluss verfallen viele Gemeinschaften. Wohl mögen fast alle auf Anhieb der Ansicht sein, dass sie doch ehrlich mit sich seien. Wenn wir aber ganz genau, nüchtern und unbefangen uns selbst gegenüberstehen, zeigt sich, dass wirkliche Ehrlichkeit immer zuerst unangenehm ist. Weil sie uns dort hinführt, wo sich das Individuum wehrt, weil es sein gewohntes Selbstbild und seine Sicherheit nicht aufgeben will. Falsche Selbstbilder, Selbst-Illusionen, oder liebgewordenen Vorstellungen sind meist recht eingefahren und festgefahren in dem Selbstverständnis und in den Gewohnheiten der Menschen und bedürfen grosser Krafteinwirkung, damit sie überhaupt in Bewegung geraten. Sie führen uns dorthin, wo sich hinter einer Opferhaltung die eigene Bequemlichkeit verbirgt. Dorthin, wo sich hinter der Kontrolle die Angst vor Hingabe, Selbst-Aufgabe oder vor der unkontrollierbaren Weite des Lebens verbirgt. Dorthin, wo wir versuchen, nett und lieb zu bleiben, obwohl innerlich ganz andere Kräfte lodern, die wir vielleicht nicht gerne preisgeben. Dorthin, wo unausgegorene Theorien übernommen werden, die das legitimieren, was man ist, und die die Erklärung liefern, warum man nichts ändern, hinterfragen oder analysieren müsse. Allgemein dort, wo Innen und Aussen nicht übereinstimmen, wo man nicht seine ganze Wahrheit integriert, sondern nur jene Teile, die man aus welchen Gründen auch immer leben, annehmen, zeigen und verwirklichen will.
Konfliktbereitschaft
Unlängst hatte ich eine Begegnung mit einer Frau, die aus einer spirituellen Bewegung kam. Als ich sie danach fragte, was sie denn dort mache und was ihr wichtig sei, erklärte sie mir, dass ihr Friede und Liebe am Herzen liege. Ich fragte weiter, wie sie denn das mache. Sie erwiderte, dass sie schaue, dass es harmonisch sei und dass es allen gut gehe. Auf meine Frage, was sie denn mache, wenn ein Konflikt entstehe, antwortete sie, dass sie sich dann zurückziehe. Sie möge Konflikte nicht und sie sei nun schon so weit, dass sie keine Konflikte mehr brauche.
Diese Denkweise ist weit verbreitet in Kreisen, wo der Wohlstand die Menschen bisher vor Auseinandersetzungen bewahrt hat, denen man nicht mehr entgehen kann.
Schauen wir uns um in der Welt. Schauen wir uns die Konflikte an, die wir in der Welt haben. Eine nüchterne Wahrnehmung muss dazu führen, dass wir einsehen, dass Friede in keinem Fall gefördert wird durch Vorstellungen wie derjenigen, dass Weglaufen vor dem Konflikt eine Lösung sein könnte.
Rückzug in Momenten, wo es um Auseinandersetzung gehen würde, ist das, was einem wirklichen Frieden am meisten im Wege steht.
Friede entsteht nur dadurch, dass sich Verständnis bildet. Verständnis für sich, Verständnis für den Anderen, Verständnis für das, worum es im Konflikt geht.
Verständnis ist ohne Auseinandersetzung auf keinen Fall zu haben.
Aus-Halten, Durch-Gehen, Drin-Bleiben
Anstatt sich zurückzuziehen in Momenten, wo es schwierig, spannungsgeladen, aggressiv oder traurig ist, müssen wir lernen, gerade dort ganz in der Situation zu bleiben. Wach zu bleiben und wahrzunehmen, was geschieht.
Wer äussert was. Welche Bedürfnisse, Ängste oder Sehnsüchte drücken sich aus? Das, was die Menschen bewegt, ist nicht immer das, was sie auch aussprechen. Aus diesem Grund müssen wir lernen, die Energie, den Ursprung wahrzunehmen und nicht bloss die Worte.
Worte sind manchmal irreführend. Weil jemand zu stolz ist, um sagen zu können, dass er*sie verletzt ist. Oder dass er*sie einfach geliebt werden möchte. Wenn durch genaues Hinhören Verständnis entsteht, bildet das die Grundlage für einen Dialog.
«Der Wunsch, verschont zu bleiben, taugt nicht» (Hilde Domin).
Es braucht Auseinandersetzung, damit wir unsere Grenzen erweitern. Damit wir erkennen, ob wir Annahmen und Vorstellungen haben, die gar nicht stimmen und damit wir lebendig bleiben. Wir müssen lernen, durch Schwierigkeiten und Konfrontationen durchzugehen. Sie durchzustehen, und auf der anderen Seite in den Worten Hilde Domins „immer heiler, immer ganzer“ anzukommen.
Innere Unabhängigkeit
Die Kapazität für eine solche Auseinandersetzung beruht darauf, dass ich nicht abhängig bin von der Zuneigung, von der Affirmation oder von der Liebe meines Gegenübers.
Wenn ich von dieser Bestätigung abhängig bin, beeinflusst dies mein Verhalten so, dass ich mit mir und meinem Bedürfnis stärker beschäftigt bin als mit der Sache an und für sich. Was muss ich sagen oder tun, damit ich das erhalte, was ich erhalten möchte. Wenn ich hingegen eine Unabhängigkeit und eine Liebe zu mir selbst kultiviere, erlaubt mir dies eine immer freiere Sicht auf das Geschehen. Ich kann dadurch auch mich selbst spiegeln und feststellen, dass ich jetzt gerade überreagiert habe, dass meine Eitelkeit gekränkt wurde, ohne in dieses Kränkungs- und Verletzungsmuster zu verfallen, das so weit verbreitet ist.
All diese Begriffe entfalten ihre Wirksamkeit und Auswirkung nur, wenn sie als Wirklichkeit gelebt werden. Das „Ich“ muss immer und immer wieder sein Tun und Denken so klären, dass es in sich Folge-Richtig wird. Wenn ich die Dinge so mache, dass sie mich freuen, weil sie stimmig, schön, nährend oder wahrhaftig sind, dann erfüllt es mich. Dann brauche ich keine Bestätigung von jemandem, der mir sagt, dass etwas gut ist. Ich weiss es, ich spüre es, ich empfinde es. Ich mache es gut aus Liebe zur Sache, und nicht, weil ich daran verdiene oder weil ich gelobt werde dafür. Dieser Zusammenhang wird als energetische Wirklichkeit auf allen Ebenen wirksam. Solches selbstverantwortliches Handeln verleiht dem Individuum eine Form von Freiheit, die sowohl für sich selbst als auch für die anderen unglaublich wohltuend ist.
Gemeinsames Verständnis von Pluralismus
Alle können heute ungestört glauben, was ihnen beliebt und hemmungslos Ansichten verbreiten, die teilweise bar jeglicher ernsthaften Grundlage und Auseinandersetzung sind. Was ist uns schon Korrektiv?
Unsere Gesellschaft pflegt diesen seltsamen Pluralismus, ohne zu merken, dass falsch verstandener Pluralismus zum genauen Gegenteil von dem führt, was eigentlich angestrebt wurde. Anstatt echte Vielfalt entsteht Gleichförmigkeit auf der einen Seite und Beliebigkeit auf der anderen. Gleichförmigkeit, weil sich viele messen an demjenigen, was gerade angesagt ist und sich angleichen. Beliebigkeit, weil durch die Fragmentierung der lebendigen Wirklichkeit Ursache und Wirkung und damit die lebendigen, lückenlosen Zusammenhänge immer mehr auseinanderklaffen. Je weniger wir uns bemühen, etwas in einen kohärenten, lückenlosen Zusammenhang einzureihen, desto weniger Parameter uns zur Verfügung stehen, um unser Erzeugnis welcher Art auch immer beurteilen zu können.
Je mehr Zeit wir im Internet verbringen, desto mehr nähren wir uns mit den Gesetzmässigkeiten einer zersplitterten Welt, die kein Gesamtes mehr zu bilden vermögen. Aber ein Pluralismus, der kein Gesamtes mehr bildet, ist ein Pluralismus der Einsamkeit, der Isolation und der Zusammenhangslosigkeit. Wollen wir das?
Wenn man die Natur beobachtet, kann man sehen, was es braucht, damit Pluralismus konstruktiv ist. Die Natur weist eine unfassbare Fülle und Vielfalt auf. Aber ihre Fülle ist einer gemeinsamen Ordnung unterstellt – nur dadurch funktioniert sie. So wie das Orchester nur zusammenklingen kann, wenn es sich auf einer gemeinsamen Tonart findet, kann die Natur ihre Fülle nur entwickeln, weil sie durch eine gemeinsame Ordnung zusammengefasst wird. Weder das Tier noch die Pflanze kann ausserhalb des triebhaft Gegebenen etwas in die Welt setzen, das zerstörend, ausbeutend, einseitig etc. ist. Der Mensch muss erst lernen, sich etwas Gemeinsamem unterzuordnen. Bis jetzt ist er der Ansicht, es gäbe nichts Gemeinsames. Jeder könne sich die Welt ausmalen, wie er das gerne möchte. Das geht so lange, bis die Welt so bevölkert wird, dass man sich mit seinen Ideen in die Quere kommt. Spätestens dann wird man merken, dass es nicht geht.
Der Mensch hat bisher versucht, Ordnung durch Gesetz herzustellen und nicht über die Wahrnehmung der Wirklichkeit selber. Heute braucht es neue Formen der Ordnung und die können nur über die Wahrnehmung der lebendigen Wirklichkeit entwickelt werden. Diese ist das Einzige, was wir alle teilen. Das einzige, was uns allen gemeinsam ist. Nur aus etwas, was uns allen gemein ist, was wir alle teilen, können ordnende Elemente gewonnen werden. Das wird zukünftiges Bemühen sein. Das Gesetzmässige, das im Leben wirkt, so zu verstehen, dass es uns zu einer neuen Ordnung führt. Einer Ordnung, die zur Folge hat, dass in unser Bildungssystem ganz neue Inhalte aufgenommen werden müssen.
Wahrnehmungsschulung
Wahrnehmungstheorie
Meditation
Denken
Bewusstseinsschulung